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Seine Entstehung Ende der 1920er Jahre, die auch mit einer zunehmend schlechter werdenden Wasserqualität der Murg einhergeht, verdankt das Waldseebad vor allem der Initiative und Weitsicht zweier Männer: des Architekten und Bürgermeisters August Schneider und des Kneipparztes Dr. Richard Rahner. Im Vorfeld der Weltwirtschaftskrise fällt der Stellenwert dieses Projekts, das in Zeiten hoher Erwerbslosigkeit in Notstandsarbeiten umgesetzt wird, umso mehr ins Gewicht. Allein das örtliche Werk der Daimler-Benz AG konnte auf der Grundlage eines stärker motorisierten Diesel-Lkw zumindest bis zum Zusammenbruch der New Yorker Börse im Herbst 1929 seinen wirtschaftlichen Erfolg verbessern.

Sowohl was die landschaftliche Lage als auch die Wasserversorgung anbelangt, bringt in der Wahl des Standorts das idyllisch gelegene Traischbachtal am Zusammenlauf zweier Bachläufe die besten Voraussetzungen für das künftige Bad mit. Zwar meldet der Gemeinderat wegen des sumpfigen Geländes Bedenken an, doch Schneider gelingt es, unter Hinweis auf eine tiefer gelegene Schieferschicht die Vorbehalte auszuräumen. Auch den Einwand, der vorgesehene Standort liege zu weit außerhalb der Stadt, weiß der entschlossene Bürgermeister zu entkräften.

Daraufhin tritt seine Verwaltung am 29. Mai 1928 an das Badische Bezirksamt Rastatt mit der Absicht heran, ein Frei-, Luft-, Licht-, Sonnen- und Wasserbad zu schaffen. Nach umgehender Genehmigung beginnen noch im selben Jahr auf einem zweieinhalb Hektar großen Areal die Bauarbeiten. Zunächst sind auf dem gesamten Badegelände umfassende Erdbewegungen notwendig, bevor das nicht weniger als 40 mal 100 Meter große und 6 000 Kubikmeter fassende Badebecken ausgehoben werden kann.

Die Notstandsarbeiter, die je nach Alter jeweils nur einen oder zwei Tage auf der Baustelle eingesetzt sind, erhalten als staatliche Hilfe nur geringfügige „Krisenunterstützungsbeiträge“. Von daher kommt ihnen das tägliche Zubrot der Stadt sehr gelegen, das gestaffelt nach Verheirateten und Ledigen immerhin zwei bzw. eine Mark fünfzig ausmacht.

Festlicher Stapellauf

Im Frühsommer des Jahres 1929 sind die Bauarbeiten soweit fortgeschritten, dass einer Eröffnung nichts mehr im Wege steht. Alsbald wird die Einweihung des Waldseebades, das als klassisches Naturbad gilt und deshalb zunächst den Namen Strandbad trägt, auf den 1. Juni festgesetzt.

Ein Beitrag in der örtlichen Tagespresse schildert authentisch dieses besondere Ereignis in den Anfangsjahren von Gaggenaus Stadtgeschichte:

„Das neue Bad kann sich sehen lassen weit und breit. Es gehört zu den Badeanlagen in unserer engeren Heimat, die in ihrem Aufbau und in der Benützungsmöglichkeit ohne Zweifel vorbildlich werden. Im vorigen Jahre hatten wir bereits das ganze in seinem Rudiment vor uns. Schon damals erregte es den Gefallen der Einwohner wie der Fremden. Nun ist es wesentlich erweitert worden, hat große Sprungrampen und Zielstöcke bekommen, eine steinerne Böschung mit Treppen, eine Sonder-Abteilung für Männer und eine für Frauen; zur Besonnung und zu gymnastischen Übungen ein Luftbad am Grafenkopf , ebenfalls getrennt für Männer und Frauen, eine Einfriedung, einen Parkplatz für Automobile, reichlich Sitzbänke zum Ausruhen.“

Nahezu poetisch rühmt der Bericht den Standort des neuen Bades:

„Die landschaftliche Lage ist wunderbar. Nach hinten öffnet sich das Weierwiesental, tiefgrün, von Tannen und Laubbäumen umsäumt, nach links zieht das hintere Traischbachtal mit seinen verlorenen Schönheiten, seinen Waldkulissen, seinem Blick auf die Ruine Ebersteinburg, nach vorn weitet sich der Blick auf die sonnige, wiesenbedeckte Landschaft des vorderen Traischbachtals, den Bergrändern, den Waldhängen.“

Die beiden geistigen Väter des Projekts, Bürgermeister Schneider und Dr. Rahner, sehen sich am Ziel. Mit Entschlusskraft und Stehvermögen haben sie eine Freibadanlage auf den Weg gebracht, die im damaligen Kreis Rastatt ihresgleichen nicht findet. Allen, die an der Verwirklichung ihrer Idee mitgearbeitet haben, spricht Schneider seinen Dank aus: vor allem Landrat Tritscheler, den städtischen Körperschaften, dem Gemeinderat, dem Gemeindeverordnetenkollegium, Stadtbaumeister Eiermann und den Arbeitern.

Es liegt auf der Hand, dass Dr. Rahner den Gesundheitswert der Bäder in den Vordergrund rückt:

„Das neue Bad habe als Wasserbad eminent wichtige Bedeutung besonders für den Arbeiter, der den ganzen Tag am Schraubstock oder an der Feueresse stehe, in unreiner Luft, in Sommerhitze, im Lärm der Maschinen.“

Des Weiteren macht er auf die positive Wirkung des Luftbades für die Allgemeingesundheit aufmerksam, wofür der Waldschatten des Grafenkopfes ideale Voraussetzungen schaffe. Das körperliche Wohlbefinden im Auge hat auch eine im hinteren, ruhigen Teil des Badareals separat angelegte Wassertretstelle, die ihre Entstehung dem bereits 1926 ins Leben gerufenen örtlichen Kneippverein verdankt. Ihm obliegt zudem der Betrieb des Bades, zu dessen Infrastruktur auch ein Kabinengebäude, ein Kinderplanschbecken sowie Spiel- und Tennisplätze gehören. Als Entgelt erhält er zwei Fünftel aller Einnahmen, auch aus dem Verkauf von Getränken.

Die Badeaufsicht liegt in den Händen eigens von der DLRG ausgebildeter Rettungsschwimmer. Zu den Reizen der Einrichtung zählen auch die Möglichkeit zu einer Bootsfahrt und eine kleine, baumbestandene Insel.

Dem Leitgedanken, Bürgern aus allen Schichten einen Besuch des Bades zu ermöglichen, folgen auch die moderat bemessenen Eintrittspreise. Nach heutigen Maßstäben befremdend wirkt die strikte Trennung der Badegäste nach Geschlecht. Dieses Regulativ missfällt schon damals dem fortschrittlichen Bürgermeister und Teilen seines Gemeinderates, die sich für ein offenes Familienbad aussprechen. Allein, die restaurativen Kräfte setzen sich unter Berufung auf Sitte und Moral durch, und so werden Badeflächen und Liegewiesen aufgeteilt.

Nach einem weiteren Reglement steht das Bad an einem Wochentag jeweils nur Frauen oder Männern offen. Die restriktiven Maßnahmen sind wenig erfolgreich, denn kurze Zeit darauf ist der trennende Zaun binnen einer Nacht verschwunden und Schneider, den auch ein Gespür für „Volkeswille“ auszeichnet, hat einmal mehr die Oberhand gewonnen.

Ein Bad im Aufwärtstrend

Ungeachtet dieser Kalamitäten ist der Erfolgsweg der neuen Einrichtung unübersehbar. So kann die Besucherstatistik noch in der ersten Badesaison mehr als 26 000 Badegäste ausweisen. Mit Blick auf die Größenordnung von Gaggenaus Bevölkerung, die drei Jahre zuvor lediglich 4162 Einwohner ausmacht, fällt der Stellenwert der Gästeziffer umso mehr ins Gewicht (12). Darüber hinaus erfordert die meist im Nebenerwerb noch weit verbreitete Landwirtschaft – 1928 werden immerhin allein 177 Stück Großvieh gezählt – einen hohen Arbeitsaufwand, so dass nicht bei jedem Zeit fürs Baden bleibt. Auch lässt das Zeitalter der Massenmotorisierung noch fast zwei Generationen auf sich warten. Allein gut betuchte Gäste aus Baden-Baden, die ein kostspieliges Automobil ihr eigen nennen können, erweitern das Einzugsgebiet des Bades und wissen, dessen Vorzüge sogar ganztägig zu nutzen.

Für sein überregionales Renommee legt das Bad bereits im Jahr 1930 den Grundstein, als es gelingt, die Badischen Schwimmmeisterschaften nach Gaggenau zu holen. Ein Jahr später öffnet der erste Kiosk, dessen Angebot außerordentlich gefragt ist.

In den 1950er Jahren nimmt die Stadt einiges an Geld in die Hand, um ihre Vorzeigeeinrichtung auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen. So wird ab 1957 die Wasserversorgung, die sich bislang aus dem Quellwasser des Traischbach und Weierle speist, durch einen Anschluss an das städtische Wassernetz erweitert. Außerdem wird eine leistungsfähige Umwälzanlage und 1958 ein neues, für die damalige Zeit modernes Kabinengebäude errichtet.

Wie die Gästeziffern zeigen, hat sich das Bad in jener Zeit in ganz Mittelbaden längst einen Namen gemacht. So weist die Jahresstatistik für 1959 mehr als 160.000 und fünf Jahre später sogar einen Rekord von 242.000 Badbesuchern aus. Erfolg verpflichtet, und so sieht die Stadt sich bis heute veranlasst, ihrem Aushängeschild unter den Freibädern regelmäßig mit Erhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen gerecht zu werden.

Als aufwendigste dieser Anstrengungen gilt zweifelsohne die nach der Jahrtausendwende in Angriff genommene Errichtung des – nach 1929 – zweiten und gleichzeitig größten Naturbad Süddeutschlands, dessen Anfänge im Jahr 2009 exakt acht Jahrzehnte zurückreichen.

Wiedereröffnung als Naturbad

Als die Stadt Gaggenau zu Beginn des dritten Jahrtausends nicht mehr in der Lage ist, ihre Freibäder allesamt weiterhin zu unterhalten, steht eine tief greifende Entscheidung an. Die Würfel fallen Anfang 2003 für die „Ein-Bad-Lösung“. Auch wenn die Einrichtung noch nicht beim Namen genannt wird, so steht doch außer Frage, dass die Wahl nur auf das altehrwürdige, traditionsreiche Waldseebad fallen kann. Und so entscheidet der Gemeinderat denn auch.

Bis das Naturbad im Juli 2006 seine Tore öffnet, sind allerdings noch einige Klippen zu umschiffen. Wegweisend ist der Beschluss des Gemeinderats im Januar 2005, das Waldseebad zukünftig nicht mehr als „konventionelles“ Freibad auf chemisch-technischer Basis zu betreiben, sondern als rein biologisches Naturbad. Dafür sprechen ohnehin Bau- und Betriebskosten und Umweltaspekte sowieso.

Als das Idyll im heißen Sommer 2006 schließlich seiner Bestimmung übergeben wird, stoßen der damalige Oberbürgermeister Michael Schulz und Planer Rainer Grafinger mit Wasser aus dem Schwimmbecken an. Mit Chlorwasser wäre so etwas unmöglich gewesen, mit dem Naturwasser des neuen Waldseebades schon.

Eine neue Zeitrechnung in Gaggenaus vielfältiger Bädergeschichte hat begonnen. Für das Waldseebad ist es gewissermaßen aber auch eine Rückkehr zu den Ursprüngen, denn was 1929 aus der Taufe gehoben wird, ist nichts anderes als ein Naturbad. Damals wie heute gibt es kein Chlor im Wasser, damals wie heute lebt das Bad allein von der Schönheit und den Kräften der Natur.

Doch nicht nur das natürliche, Augen und Haut schonende Wasser zeichnet das Waldseebad aus. Als 2009 die Temperaturen in eisige Tiefen fallen, kann das Bad auch außerhalb der Saison seine Anhänger begrüßen. Diesmal aber kommen sie freilich nicht mit Handtuch und Badehose, sondern – der Jahreszeit entsprechend – in Winterbekleidung mit Schlittschuhen und Schlitten. Die Wasseroberfläche ist so fest zugefroren, dass man sich darauf tummeln kann. So steht das Waldseebad im Sommer wie an kalten Wintertagen den Menschen offen.

In der heißen Jahreszeit funkelt das smaragdgrüne Wasser wie ein Juwel vor bewaldeten Hängen. „Hm, das duftet nach Wald“, ist im Sommer öfters von Besucherseite zu hören, und: „Den Baggersee vermissen wir überhaupt nicht mehr.“ Die Landschaft ist herrlich und lädt förmlich zum Entspannen ein. Lärm ist meilenweit entfernt, die Stille tut gut. Auf der weitläufigen grünen Wiese kann man sich ausstrecken und sprichwörtlich die Seele baumeln lassen.

Holzstege, die bis in die Mitte des Schwimmbeckens reichen, und Steinbeläge sowie feiner Kiesel im Uferbereich („Wir kommen uns vor wie am Meer“, schwärmen Besucher) unterstreichen den Naturcharakter des Bades und schaffen eine stimmige Atmosphäre. Ein Sprungturm lädt Wagemutige ein, in bis zu vier Meter tiefes Wasser zu hechten. Im Nichtschwimmerbereich lockt eine Felsengrotte mit Wasservorhang.

Überhaupt kommen hier Jung und Alt auf ihre Kosten. Beim Planschen in einem extra dafür angelegten Spielbach schützt die ganz Kleinen, die hier ganz in ihrem Element sind, ein Sonnensegel. Größere können in und außerhalb des Wassers dem Ball nachjagen. Wer sportlich seine Bahnen schwimmen will, ist hier ebenfalls an der richtigen Adresse. Dabei braucht es nicht einmal eine Schwimmbrille, denn das Wasser brennt mitnichten in den Augen. Wer irgendwann einmal Hunger verspürt und am einladenden Kiosk nicht das Passende finden sollte, braucht nur einige Schritte bergauf zu gehen. Hier werden Köstlichkeiten aufgetischt, und diese Leckereien schmecken auf der Terrasse mit Blick auf das weitläufige Waldseebad gleich doppelt gut.

Fazit

Das Waldseebad gilt von jeher als Stätte der Begegnung für Menschen aller Generationen und jedweder Herkunft. Kaum anderswo lässt sich das von Oberbürgermeister Christof Florus proklamierte Selbstverständnis Gaggenaus als familienfreundliche Stadt im Murgtal besser aufzeigen als hier. Am Waldseebad wird außerdem offensichtlich, dass Gaggenau in der glücklichen Lage ist, nicht nur als Standort renommierter Industriebetriebe zu gelten, sondern auch von einer attraktiven Landschaft umgeben zu sein.

Dieses Neben- und Miteinander von Wirtschaft und Landschaft ist als einer der wichtigsten Trümpfe Gaggenaus zu werten. Von daher wundert es nicht, dass das Waldseebad einen solch hohen Bekanntheitsgrad erlangt hat. Sein Einzugsgebiet erstreckt sich über ganz Mittelbaden. Dieses herrliche Bad, das zu Recht weit und breit ein Alleinstellungsmerkmal beanspruchen kann, wartet darauf, noch von weiteren Besuchern entdeckt zu werden.

Quelle: Homepage der Stadt Gaggenau – Bäder

 

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