GaWo 43. Jahrgang Nr. 19/2017 11. Mai 2017
Am 3. April 2017 hat der Gemeinderat mit großer Mehrheit beschlossen, kein Kombibad zu errichten, die Entscheidung über die Sanierung oder Verlagerung des Hallenbades zu verschieben und das Freibad am alten Standort zu belassen. Somit stand daraufhin nur noch die wesentliche Frage im Fokus, in welcher Form das Waldseebad künftig seine Badegäste empfangen wird. Gibt es weiterhin ein Naturbad wie zuvor, ein technisches Bad oder gar eine Kombination aus beiden Bädertypen.
Rege Beteiligung herrschte beim dritten Bäderdialog in der Jahnhalle. Fotos: StVw
Bevor sich bei der Bürgerversammlung am vergangenen Samstag ein reger Austausch der Zuhörer, vornehmlich Mitglieder des Freundeskreises Waldseebad, mit der Verwaltung und den anwesenden Experten über Vor- und Nachteile eines Natur- oder Chlorbades ergab, legte Urban Ronecker vom Ingenieurbüro Wald+Corbe dar, dass ein ausreichender Hochwasserschutz mit einem vertretbaren Aufwand realisierbar sei. Durch Austausch und Vergrößerung der Verdolung des Traischbaches und seiner Nebengewässer kann eine erneute Überschwemmung und ein Totalschaden wie im vergangenen Jahr nahezu ausgeschlossen werden. Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Orth vom Karlsruher Ingenieurbüro für Bodenmechanik, Grundbau und Umwelttechnik erläuterte im Anschluss, dass eine wasserundurchlässige Schluff-Schicht zu den problematischen Verwerfungen am Becken des bisherigen Bades geführt habe. Mit Aufbringen einer Kiesschicht auf den bestehenden Beckenboden, wasserdurchlässigen Stützmauern aus Dränbeton sowie die Errichtung eines wasserableitenden Drainagesystems kann der Wasserstau nach Starkregen, das Ausschwemmen und Ausbuchten des Beckens grundsätzlich vermieden werden. Eine Erhöhung der Beckensohle führt zudem noch zu einem verbesserten Hochwasserschutz. Beide Maßnahmen werden zusammen auf rund 1,5 Mio. Euro veranschlagt.
Zur Vorbereitung der Entscheidung über die künftige Bäderform hat die Stadt die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen mit einer Kostenschätzung für vier Varianten beauftragt: ein Naturbad in bisheriger Größe, eine kleinere Variante mit deutlich reduzierter Wasserfläche, ein Bad mit technisch-chemischer Aufbereitung und eine Mischlösung. Im Auftrag der Stadt erläuterte Dipl.-Ing. Kurt Pelzer die jeweiligen Investitionskosten, die Kalkulation der Betriebs- und Kapitalkosten sowie eine Kostenprognose nach 25 Betriebsjahren. Während ein chemisches Bad aufgrund der aufwändigen Technik höhere Anfangskosten verursacht, erzeugen Naturbadvarianten mit den Jahren einen höheren Reinigungs- und Instandhaltungsaufwand. In der Gesamtbetrachtung nähern sich daher alle Varianten in den Betriebskosten an. Die Naturbäder sind dabei aber aufgrund der geringeren Kapitalkosten etwas günstiger als technische Lösungen.
Drei Varianten stehen für den zukünftigen Betrieb des Waldseebades zur Diskussion
Das Für und Wider Natur- oder Chlorbad erläuterte Fachmann Prof. Dr. Gunther Gansloser von der Bäderberatungsstelle der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen. Wesentlicher Unterschied ist die jeweilige Aufbereitung im geschlossenen Wasserkreislauf. Während beim Technikbad durch Filter und Chlorbeigabe zur Desinfektion nach den gesetzlichenVorgaben eine Infektionsgefahr grundsätzlich auszuschließen ist, sind beim Naturbad systembedingt keimfreie Wasserwerte nicht erreichbar. Durch Verdünnung mittels großer Wasserfläche und sukzessiven biologischen Abbau führt dies aber nicht zu einer Gefährdung der Gesundheit der Badegäste, erfordert aber eine ständige Kontrolle der Wasserqualität. In dieser Hinsicht war im Waldseebad bei den Messungen nichts Auffälliges feststellbar. Geschlossen werden musste das Bad im Sommer 2015 lediglich nur wenige Tage aufgrund geringer Sichttiefe, bedingt durch zu hohe Algenbildung. Bei einer künftigen Naturbadlösung, sollte sich der Gemeinderat dafür entscheiden, wird man versuchen, die Bildung von wassertrübenden Algen möglichst zu verringern. Eine Kombination von Naturund Chlorbad nach dem Vorbild des Freibades Schruns im vorderösterreichischen Montafon als Lösung, die Vorteile beider Bädertypen vereint, wäre im Bereich des Waldseebades ebenfalls vorstellbar. Am 29. Mai 2017 wird der Gemeinderat diese wesentliche Frage nach dem künftigen Bädertyp nach einem langen Abwägungsprozess in öffentlicher Sitzung entscheiden. Dann kann mit Hochdruck die eigentliche Planung für die Sanierung des Waldseebades beginnen. Die bei der Bürgerversammlung gezeigten Präsentationen sind auf der Homepage der Stadt Gaggenau www.gaggenau.de abrufbar.
Quelle: GaWo 43. Jahrgang Nr. 19/2017 11. Mai 2017