DLRG 07.05.2024
Autor: Tjark Imse, Vorsitzender DLRG Bezirk Mittelbaden e.V.

Gestern Abend, 06.05.2024, entschied der Gemeinderat der rund 8.500 Einwohner großen Stadt Kuppenheim, dass das 45 Jahre alte Cuppamare nicht im Bestand saniert wird. Die Kosten, die perspektivisch auf rund 30 Millionen Euro geschätzt werden, können und wollen durch das Ratsgremium nicht getragen werden. Hinzu käme ein monetäres Defizit von ca. 1,5 Millionen Euro per anno für Personal und Instandsetzungskosten.

Da auch die personelle Situation sehr angespant ist und entsprechendes Fachpersonal nur sehr schwer gefunden werden konnte, wird das Cuppamare zum Ende der Badesaison 2024 seine Türen und Tore schließen. Über die weitere Nutzung des verbleibenden Bades und des ca. 30.000 qm großen Grundstückes soll der im Juni diesen Jahres neu zu wählende Gemeinderat entscheiden.

Aus Sicht der Kommune ist die Entscheidung auch für uns nachvollziehbar, jedoch zeigt sich einmal mehr, dass das Bädersterben auch in unserem Landkreis weiter voranschreitet.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das Cuppamare zuletzt durch insgesamt 17 Schulen genutzt wurde, von denen zwei aus Kuppenheim selbst kommen. Auch ein Aufruf an die Nachbarkommunen ergab finanzielle Zuwendungen die es bei Weitem nicht schaffen werden, das jährliche Defizit auszugleichen. Eine Beteiligung an den Kosten einer Sanierung steht für andere Kommunen offensichtlich garnicht zur Debatte.

Wir sind dankbar, dass das Cuppamare seit der adhoc-Schließung des ALOHRA-Hallenbades in Rastatt für die DLRG Ortsgruppe Rastatt e.V. zur Verfügung stand. Ebenso war die DLRG Ortsgruppe Malsch (Bezirk Karlsruhe) über viele Jahren regelmäßig in Kuppenheim zu Gast. 

Nach der Entscheidung das Hallenbad in Rheinmünster-Greffern nicht zu sanieren, sondern perspektivisch aufzugeben gehen der DLRG Ortsgruppe Bühl-Bühlertal e.V. im Süden unseres Bezirkes Wasserflächen und Wasserzeiten aus. Auch die Übergangslösung für die Ortsgruppe aus Rastatt wird sich bis zur Neueröffnung des Kombibades in Rastatt verschließen. Wo die ganzen Schulen insbesondere aus dem Murgtal nun ihren lehrplanmäßigen Schwimmunterricht abhalten sollen, ist ungewiss. 

Getreu nach unserem Motto: Jeder Nichtschwimmer ein Schwimmer - Jeder Schwimmer ein Rettungsschwimmer bedauern wir als Wasserrettungsorganisation die Schließung sämtlicher Wasserflächen, die dazu geeignet sind, Kindern sicheres Schwimmen beizubringen, egal, ob dies durch eine unserer Gliederungen im Ehrenamt, oder durch Private erfolgt. Alleine, die schulische Schwimmausbildung in die Lehrpläne aufzunehmen reicht eben nicht aus, sondern bedarf auch der benötigten Infrastruktur. Zum Erhalt der Wasserflächen müssen daher bedarfsorientierte Konzepte erstellt werden, die im Rahmen interkommunaler Zusammenschlüsse gemeinsam getragen werden. Die insbesondere finanzielle Last muss hier auf alle "Nutzer", bzw. die Kommunen verteilt werden.

Insbesondere im Raum Rastatt/Kuppenheim werden somit bis zur Eröffnung des Kombibades voraussichtlich über einen Zeitraum von vier Jahren keine ausreichenden Wasserflächen für die Ausbildung insbesondere von Neuschwimmern / Schwimmanfängern zur Verfügung stehen - und die wenigen Wasserflächen, z.B. das Kombibecken in Gaggenau, oder das Lehrschwimmbecken in der Augusta-Sibylla-Schule werden alleine durch schulische Nutzung vollkommen belegt sein. Wir bezweifeln, dass hier in den kommenden Jahren eine entsprechende Frühschwimmerausbildung stattfinden kann.

Damit können wir unseren uns selbst gegebenen Auftrag schon bald nicht mehr vollumfänglich erfüllen und dies wird massive Auswirkungen auf das ehrenamtliche Engagement unserer Vereinsmitglieder haben, denn durch diesen Ressourcenmangel wird auch das kameradschaftliche Vereinsleben leiden - die Mitgliederzahlen und die Bereitschaft, sich für die Gesellschaft einzubringen werden abnehmen. Für die Ortsgruppen werden perspektivisch deutliche finanzielle Einschnitte zur Realität werden. Finanzielle Einbußen werden sich insbesondere auch im Bereich unserer wasser-rettungsdientlichen Tätigkeiten niederschlagen, da hier (Aus- & Fortbildung, Material, Fahrzeug) nach wie vor der Bärenanteil durch Mitgliedsbeiträge und Kursgebühren gedeckt wird.

Kurzum: Weniger Wasserflächen bedeuten weniger sichere Schwimmer. Weniger Wasserfläche bedeutet aber auch weniger ausgebildete und ehrenamtlich engagierte Wasserretterinnen und Wasserretter, weniger Ausbilder und Ausbilderinnen. Schlussendich wird die größte Wasserrettungsorganisation ihrer Kernkopetenzen beraubt, so dass final auch über die weitere Beteiligung im Wasser-Rettungsdienst nachgedacht werden muss.

Nun ist die Politik gefordert!

  • Die Landespolitik muss sich dem Erhalt entsprechender Wasserflächen endlich spürbar annehmen.
  • Die kommunalen Träger dürfen hier nicht im Stich gelassen werden.
  • Die Kreise müssen dafür Sorge tragen, dass interkommunale Zusammenarbeit in diesem Bereich forciert wird und Lasten auf möglichst breite kommunale Schultern verteilt werden.

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